Reisebericht Senegal
Freitag, 12. Januar 2024 (Keur Martin, Tattaguine, Mbadate und Ngoye)
07.20 Uhr steht Rahim vom deutschen Hilfswerk Wasser für Senegal, unser heutiger Fahrer und Begleiter, bereits in der Hotelhalle. Zu unserem Erstaunen hat er sein eigenes Fahrzeug dabei und nimmt uns mit.
Wir fahren südwärts über Mbour und ostwärts nach Keur Martin, wo Brave Hyppolite vor ca. 20 Jahren eine Primarschule gebaut hat, und lernen auf der Fahrt Rahim besser kennen. Der Direktor der Schule in Keur Martin, Omar Faye, erwartet uns bereits im Schulhof und begrüsst uns. Der Präsident der Elternvereinigung kommt hinzu. Wir besuchen die Klassen und besichtigen die Klassenzimmer, das Lehrerzimmer, die Toiletten und zuletzt den Kindergarten und angrenzende Gebäude, welches baufällig und nicht mehr nutzbar ist. Der Kindergartenlehrer entschuldigt sich und erklärt uns, dass noch nicht alle Kindergärtner angekommen sind, weil es in dieser Jahreszeit für die Kleinen zu kalt (20°C!) sei.
Mit Rahim fassen wir zusammen, was in dieser Schule gemacht werden muss: Toiletten totalsanieren; Klassenzimmer Wände ausbessern und alles inkl. Wandtafeln neu streichen; Teilerneuerung des Elektrischen mit Lampen in und vor den Klassenzimmern; Bäume, die sich die Schule von der Gemeinde beschaffen muss, pflanzen; Schränke im Lehrerzimmer neu und in den Klassen in Stand stellen; neuer Metallschrank, abschliessbar, für den Direktor; ein Laptop plus Drucker/Kopierer (günstige Modelle, weil kein Nachtwächter vor Ort). Auf den Wunsch, eine Lehrerunterkunft zu bauen, wird nicht eingegangen. Daraufhin bietet er per Telefon Marcel (Unternehmer, der Bambay baut) für den nächsten Dienstag auf und bittet ihn, auch gleich einen Sanitär und einen Elektriker mitzubringen. Damit ist die geplante Sanierung in die Wege geleitet.
Rahim fragt bei Omar nach, wohin die Schüler nach der Primarschule hin müssen. Omar erklärt, dass sie ca. 5-6 km weit weg zum Collège/Lycée nach Tattaguine laufen müssen. Die Verhältnisse dort seien wegen Platzmangels schwierig.
Wir entscheiden uns, kurzfristig dorthin zu fahren und besuchen die Generalsekretärin Helen und den stellvertretenden Direktor. Dieser erklärt uns, dass sie 1784 Schüler haben und über 30 Klassen, aber nur über 23 Schulzimmer verfügen. Da heute das Collège (4 Jahrgänge) und das Lycée (3 Jahrgänge) zusammen sind, sei geplant, das Lycée auf ein anderes verfügbares Grundstück zu verlegen. Es sei eine Elternvereinigung gegründet worden, welche die Planung organisiert und nach Geldgebern suche. Wir würden es interessant finden, wenn sich KINDER IN NOT an diesem Projekt beteiligen könnte. Rahim wird den Kontakt zwischen KINDER IN NOT und der Elternvereinigung herstellen und ist auch bereit das Projekt zu begleiten.
Weiterfahrt über Fatick nach Mbadate, wo wir von Filomène (der Nichte von Elizabeth) die dort Kindergärtnerin ist, empfangen werden. Wir besichtigen die drei Klassen und freuen uns über den Betrieb, den gelungenen Bau und die absolute Sauberkeit in den Toiletten und überall. Danach führen sie uns zur Primarschule, wo wir wieder Klassen besuchen und das Gelände besichtigen. Von da gehen wir zur Krankenstation, die mit Mitteln von KINDER IN NOT diverse Geräte, Matratzen und Leintücher, Moskitonetze und Babybetten beschaffen konnte. Wir waren erstaunt, wieviel sie mit CHF 2'440.00 kaufen konnten. Die Krankenschwester, die Kindergartenlehrer und die Dorfbevölkerung zeigten grosse Dankbarkeit dafür. Zurück am Dorfplatz wartete die Dorfgemeinschaft (vor allem Frauen und die dorfältesten Männer) auf uns. Cherif Faye, der Primarlehrer ist und dem Komitée der Krankenstation angehört, begrüsste uns im Namen des Dorfes und übersetzte die Dankesbeiträge des Dorfältesten und der Frauenvertreterin. Darauf richtete Alain Luchsinger ein paar Worte an die Gemeinschaft und an den Dorfältesten, der uns danach zu Ehrenbürgern von Mbadate ernannte und uns einheimische Namen gab (Andreas Grieshaber: Yangane=Schutzengel von Mbadate und Alain Luchsinger: Amacumba=Gründer von Mbadate). Weiter wurden wir mit Geschenken überhäuft, die die Frauen zusammengetragen hatten. Wir fühlten uns sehr stolz und geehrt. Nach Gesang und Tanz mit den Frauen, zogen wir uns zum Haus von Elizabeth zum Mittagessen zurück, wo Madeleine (Schwiegertochter von Albert) für uns hervorragendes, leicht scharfes Gusgus mit Poulet zubereitet hatte. Nach dem Essen präparierte uns einer der Kindergartenlehrer einen traditionellen Tee. Danach wurden wir mit einem Eselwagen zum nächsten Weiler geführt, wo wir die neun Familien besuchten und mit Geschenken und Dankbarkeit empfangen wurden.
Auf der Heimfahrt führte uns Rahim zur Krankenstation von Nboye, welche von Senegalhilfe renoviert und erweitert worden war. Die Chefhebamme erklärte uns, dass dort 700 Geburten im Jahr stattfinden und sie schon Tage erlebt habe, an denen 8 Kinder zur Welt gekommen seien.
Über Bambay traten wir die Heimfahrt an und Rahim setzte uns beim Hotel ab. Er hat sich bereit erklärt, die grossen Mengen an Nahrungsmitteln, die wir geschenkt erhalten haben, an Familien und an das Foyer des Jeunes zu verteilen.
Andreas Grieshaber und Alain Luchsinger, 13. Januar 2024 (Rückflug wegen Pilotenstreik auf Sonntag über Istanbul verschoben) Für uns war es eine tolle Woche!